Nachgestellte Filmszene mit der Theatergruppe der Maibaumfreunde Giggenhausen: Die Diebesbande wird im Wald überrascht und verhaftet.
Filmpremiere und Buchvorstellung am 2. Advent im Neufahrner Cineplex
Trotz Corona, schwieriger Rahmenbedingungen und etlicher Unwägbarkeiten im Vorfeld wurde am 5. Dezember, dem 2. Advent, ein besonderer Geschichts-, Dokumentar- und Kriminalfilm erfolgreich im Cineplex uraufgeführt. Die Rede ist von dem neuen, rund einstündigen Kinofilm des Fürholzeners Heimatforschers Ernst Keller mit dem anschaulichen Titel „Freising – Vergessene Geschichten aus unrühmlichen Zeiten“. Entstanden ist eine unterhaltsam-informative, in Bild und Ton professionelle Mischung aus historischen Fotos und Textzeugnissen in Verbindung mit Originalschauplätzen wie dem Alten Gefängnis oder dem Stadtarchiv und erstmals in Kellers Dokumentationen, auch nachgespielten Spielszenen.
Und natürlich fand bei dieser geeigneten Gelegenheit zugleich auch die Buchvorstellung von Kellers parallel zum Film erstellten spannenden Sachbuch „Freising – Vergessene Geschichten“ statt. Besonders mit einer persönlichen Widmung des Autors versehen, fand es, möglicherweise auch als geeignetes Weihnachtsgeschenk für Krimifans oder auch geschichtsinteressierte Leser*innen, etliche Abnehmer.
Zum Bedauern des Publikums, das sich pandemiebedingt wegen der nur 25-prozentigen Auslastung auf zwei Kinosäle verteilten musste, war die Anwesenheit von Landrat Helmut Petz nur von sehr kurzer Dauer. Dieser war ungetestet zum Termin gekommen. So konnte ihm wegen des fehlenden „Plus“ beim zwingend vorgeschriebenen „2G+“ kein Zutritt gewährt werden.
Deshalb war es Keller persönlich vorbehalten, die Anwesenden zu begrüßen. Ein besonderes Anliegen war dem ambitionierten Heimatforscher ein umfassendes Dankeschön an seine anwesende Filmcrew Wilfried Winkelmeier und Georg Barth, an die „Räuberbande und Gendarmerie“, sprich die Giggenhausener Theatergruppe, ebenso wie an Stadtarchivar Florian Notter und die vielen weiteren, teils anwesenden geladenen Ehrengäste und Unterstützer zu entrichten. Sie alle haben mit Rat und Tat dazu beigetragen, dass in Buch und Film Streiflichter auf die so genannten „guten alten Zeiten“ geworfen werden konnten, und zwar ganz ohne den oft verklärenden Rückblick: Film und Buch zeigen klar, dass die Lebensumstände für weite Teile der (überwiegend armen) Bevölkerung in Stadt und Land alles andere als gut waren. Gerade auch geschichtliche Kriminalfälle dokumentieren häufig schwierige Notlagen, die den Nährboden für teils brutale Verbrechen bilden. Zu diesen zählen unter anderem die beiden ungeklärten bestialischen Raubmorde an der Freisinger Näherin Caroline Paletzky anno 1876 nahe der Wieskirche oder an dem Landwirt Andreas Wiesheu anno 1900 in Edenhofen, die von Keller aufgegriffen wurden.
Autogrammstunde: Gerne ließen sich die Kinobesucher auch das neu erschienene Buch von Ernst Keller persönlich signieren
Buch und Film legen aber auch Zeugnis ab von einer menschenunwürdigen Justiz im 19. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus den königlichen Gerichtsbezirken hierzulande mit schweren Strafen wie Frondiensten und Kettenstrafen bis zu Hinrichtungen an Galgen und Schafott. Und als „Willkommen und Abschied“ wurden im Volksmund die Peitschenhiebe bezeichnet, die jeder Häftling zu Beginn und am Ende seiner Strafe erdulden musste…
Das Premierenpublikum folgte gerne Kellers Aufforderung, abzuschalten und einzutauchen in vergangene Kriminalgeschichten, die, so formuliert es der Filmemacher und Autor, nur allzu oft im „Nebel der Vergangenheit“ und damit aus dem „kommunalen Gedächtnis“ verschwinden. Genau dies zu verhindern, darin besteht sein Antrieb.
Das Buch von Ernst Keller ist im FINK Media Verlag in Freising erschienen und im Buchhandel erhältlich (Hardcover, 180 Seiten, Preis 24,90 €).
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.