Viel Interesse bestand an der Vorführung des Dokumentarfilms „Damals“ von Heimatforscher Ernst Keller im Fürholzener Gemeinschaftshaus.
„Damals … unsere Heimat in der Zeit der Weltkriege“
Dokumentarfilm von Ernst Keller im Fürholzer Gemeinschaftshaus
Sehr gut besucht war der Filmabend im Gemeinschaftshaus Fürholzen am Freitag, 15. November 2024, an dem auf Einladung des Krieger- Soldaten-und Geschichtsvereins Massenhausen-Fürholzen-Hetzenhausen die historische Dokumentation des ortsansässigen Heimatforschers Ernst Keller aus dem Jahr 2008 gezeigt wurde.
Da gab es wohl keinen Besucher, darunter Pfarrer Andreas Wollbold, Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier und Gemeindearchivarin Carolin Weichselgartner , den die zweistündige Vorführung über das Leid und die Not der Soldaten und der Zivilbevölkerung in den beiden Weltkriegen im Gemeindebereich der Altgemeinde Massenhausen (Massenhausen, Fürholzen, Hetzenhausen) nicht unter die Haut gegangen ist, die anhand von Originalfotos, Feldbriefen, Wochenschauberichten und Interviews mit Überlebenden aufgezeichnet wurde. „Die Zeitzeugen sind mittlerweile alle gestorben“ erläutert Ernst Keller, dem es in seinen Filmdokumentationen darum geht, die Erinnerung lebendig zu halten – und zum Frieden zu mahnen.
Der eindrucksvolle Film, der 2009 vom Landesverband Bayern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet wurde, trägt den Titel „Damals … unsere Heimat in der Zeit der Weltkriege“ und befasst sich exemplarisch mit Einzelschicksalen. Er lässt bei der heimischen Bevölkerung Ausschnitte aus dem das Leben der Väter-, Mütter- und Großelterngeneration anschaulich Revue passieren: Nicht wenige der Nachfahren saßen bei der Vorführung im Saal. Die verschiedenen chronologischen Streiflichter zeigen das karge, bäuerliche Dasein zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ebenso wie erschütternde Aufnahmen von den Schlachtfeldern – von Verdun bis Stalingrad, von KZ-Häftlingen und aus der Kriegsgefangenschaft. So erzählt Hans Lechner aus Massenhausen (Jahrgang 1923, gestorben 2021), der als Offizier im 2. Weltkrieg im Einsatz war und neben seinem Landmaschinenhandel auch den Kramerladen und die Poststelle betrieben hat, vom Beginn der NS-Zeit, von Kriegserlebnissen, von seiner Kriegsgefangenschaft in Stalingrad und schließlich, wie er sich 1948 allein in die Heimat durchgeschlagen hat.
Es gibt wohl kaum eine Familie, die keine Kriegsopfer zu beklagen hat. Unvorstellbar: ein Fürholzer Vater verliert gleich drei seiner blutjungen Söhne im Russlandfeldzug. Ein weiteres trauriges Soldatenschicksal: Stefan Ilg fotografiert und dokumentiert seinen Kriegseinsatz in Russland, bis er an Malaria erkrankt und stirbt. Ein Kamerad übernimmt den Fotoapparat und fotografiert das Grab des Verstorbenen – und übergibt die Kamera mit der Filmrolle nach dem Krieg der Familie des toten Freundes.
Aber der Krieg und seine Gräuel fanden nicht nur weit entfernt statt, sondern auch daheim. Zeitzeugen berichten etwa vom letzten KZ-Häftlings-Transport kurz vor Kriegsende durch Massenhausen und Fürholzen nach Dachau und wie die bewachende SS bald darauf von den vorgerückten Amerikanern liquidiert wurden. Eine besondere Rolle kam zu Kriegsende dem bekannten Fernsehmoderator Robert Lembke zu, der beim Einmarsch der Amerikaner über die Autobahn den Siegern mit einer weißen Fahne mutig entgegentrat- und damit und mit seinem englischen Sprachkenntnissen das Dorf vor dem Beschuss gerettet hat.
Gerade auch heute gelten angesichts der bedrohlichen Konflikte insbesondere in der Ukraine und im Nahen Osten die Worte von Papst Franziskus, die im Film von Pfarrer Wollbold bei einem Totengedenken zitiert werden: „Ein Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit.“
Damals… Jahreskalender mit historischen Fotos
aus der Altgemeinde Massenhausen
Im Anschluss an die Filmvorführung stellte Otto Radlmeier, Vorsitzender des KSGV, einen erstmals vom Verein aufgelegten Jahreskalender mit historischen Fotos aus der Altgemeinde Massenhausen vor. Dieser verdankt seine Existenz dem Film, denn im Zuge und im Nachgang von Kellers Recherchen wurde von der Bevölkerung eine Vielzahl historisch wertvoller und dokumentarisch bedeutsamer Fotos zur Verfügung gestellt. „Die lagern zum großen Teil in einem Foto-Archiv bei Hans Wolfseder“(dem Leiter der neu ins Leben gerufenen Abteilung Geschichte im Krieger-Soldaten- und Geschichtsverein), informierte Radlmeier und weiter: „Wir stehen in Gesprächen mit unserer Gemeindearchivarin über Möglichkeiten, wie wir diese Dokumente dauerhaft unterbringen und bewahren können“. Der Fotokalender sei ein erster „Versuchsballon“, „um eine kleine Auswahl der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“.
Bereits am Filmabend konnten etliche Exemplare des vom Berufsbildungswerk München gestalteten und gedruckten Jahreskalenders 2025 zum Stückpreis von moderaten 10 Euro verkauft werden. Erhältlich ist er in Fürholzen bei Fritz Berthold, in Hetzenhausen bei Werner Ottl und in Massenhausen bei Helmut Bachhuber, Otto Radlmeier, Chris Simon und Hans Wolfseder.
Der offizielle Verkauf des Fotokalenders des KSGV am Filmabend im Fürholzer Gemeinschaftshaus ist gut angelaufen: Hier Vorsitzender Otto Radlmeier (rechts) und Hans Wolfseder, Leiter der Abteilung Geschichte.
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.