„Vergessene Geschichten“ aus der Geschichte

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Nachgestellte Filmszene mit der Theatergruppe der Maibaumfreunde Giggenhausen: Die Diebesbande wird im Wald überrascht und verhaftet.

Ganoven, Galgen, Greueltaten: Heimatforscher Ernst Keller veröffentlicht historische Kriminalfälle aus dem Landkreis Freising in Buch und Film

Für den 18. November war das Erscheinen des im Fink Media-Verlag veröffentlichte vierte Buch des Fürholzer Heimatforschers Ernst Keller mit dem Titel „Freising: Vergessene Geschichten“ angekündigt. Der informative Untertitel lautet: „Wahre Kriminalgeschichten aus den königlichen Gerichtsbezirken, aus Freisings Wirtschaft und dem Alten Gefängnis“. Parallel dazu, wie bereits bei seinem viel beachteten und sehr gelobten dokumentarischen Doppelpack „Als der Luftkrieg in unsere Heimat kam“, geht auch der – fast – gleichnamige Film am 5. Dezember im Cineplex Neufahrn an den Kinostart. Die Film-Doku lautet: „Vergessene Geschichten aus unrühmlichen Zeiten“. Darin kommt deutlich zum Ausdruck, dass die so genannten „guten alten Zeiten“ so gut eigentlich für weite Teile der (überwiegend armen) Bevölkerung in Stadt und Land gar nicht waren. Gerade auch Kriminalfälle, das war früher im Gerichtsbezirk Freising nicht anders als heute, sind immer ein Spiegel ihrer Epoche und bilden als wichtige Zeitzeugnisse auch die allzu oft schwierigen Lebensumstände ab, die den Nährboden für Verbrechen bilden. Der Umfang der begangenen und geschilderten „echten“ Straftaten reichte von kleineren Vergehen mit Diebstahl, Raub und Einbruch bis hin zu Mord und Totschlag aus Habgier oder Leidenschaft. Je nach Schwere des Verbrechens verhängte das Schwurgericht oftmals grausamen Kettenstrafen im Zuchthaus oder auch ein Todesurteil, das an Galgen oder Schafott vollstreckt wurde.

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Geschichte und Geschichten im „dokumentarischen Doppelpack“

Auf 180 Buchseiten einerseits und einer knappen Stunde spannender Filmvorführung andererseits lässt der ambitionierte Geschichtsforscher, der sich immer wieder aufs Neue von den „Geschichten aus der Geschichte“, sprich den persönlichen Schicksalen der Menschen, Opfern wie Tätern, vergangener Jahrhunderte faszinieren lässt, diese authentischen Kriminalfälle des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts lebendig werden. Da ähnelt der Chronist und Geschichtsforscher einem Schatzsucher, der spektakuläre und bemerkenswerte Vorfälle aus dem Dunkel der Vergangenheit „ausgräbt“ und sie so der Nachwelt erhält, darunter zwei bis heute ungeklärte Morde und eine Geistererscheinung. Rund vier Jahre lang hat Ernst Keller Archive durchforstet. Am ergiebigsten, so der Autor und Filmemacher, sind da Zeitungssammlungen wie das „Freysinger Wochenblatt“ und das „Freisinger Tagblatt“, die das Stadtarchiv Freising verwahrt, aber ebenso das Portal „digiPress“ der Bayerischen Staatsbibiothek, das Zugang zu rund 1.000 historischen Zeitungen in digitaler Form bietet. Speziell für die kriminalistischen Recherchen ist auch das Bayerische Central-Polizei-Blatt, das zwischen 1866 und 1914 von der Königlichen Polizeidirektion München unter anderem für Fahndungszwecke herausgegeben wurde, von großem Interesse. Zu Ernst Kellers historischer Geschichtensuche gehört aber, soweit möglich, auch der Besuch der Originaltatorte sowie der Adressen von Opfern und Tätern. Sehr oft ist er dann mit seinem Fahrrad unterwegs und kommt auch ein ums andere Mal mit den Nachfahren der Betroffenen ins Gespräch, die manchmal sehr interessiert sind und Filmaufnahmen zulassen, mitunter aber auch eher abweisend reagieren – und mit der Vergangenheit nichts zu tun haben wollen.

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Viele Filmaufnahmen, hinter der Kamera standen Georg Barth und Wilfried Winklmeier, stammen von Originalschauplätzen. Gedreht wurde unter anderem auch im Alten Gefängnis. Erstmals aber hatte sich Ernst Keller dafür entschieden, filmisch einige Episoden, möglichst zeit- und originalgetreu, von ambitionierten Laien-Schauspielern nachstellen zu lassen. Dafür konnte einschließlich der Regie, die Theatergruppe der Maibaumfreunde Giggenhausen gewonnen werden, die mit sehr viel Freude eine Diebesbande sowie die Gendarmerie verkörpert hat. Für einen Überfall hat sich das Filmteam als Kulisse den Hinterhof des einstigen Graf-Wirts, heute das Restaurant Slavonjia in Giggenhausen, ausgewählt und für die Verhaftung der Diebesbande ein zwischen Fürholzen und Massenhausen gelegenes Wäldchen. Was ihn antreibt zu seiner Heimat- und Geschichtsforschung, bei seinem steten Bemühen, menschliche Schicksale und die Geschichte(n) vergangener Jahrhunderte davor zu bewahren, in Vergessenheit zu geraten, findet Ernst Keller in einem Gedicht von Peter Rosegger (1843-1918), der zu Zeiten der recherchierten Geschichten gelebt hat, in besonders eindringlichen Reimen wiedergegeben. Keller zitiert einige (ausgewählte) Verse aus den „Schriften eines Waldschulmeisters“.

Die (gekürzte) Version lautet: Das Gebein ist zerstreut, der Grabstein verwittert, das Haus zerfallen, die Werke zersplittert. Da ist ein Blatt mit seinen bleichen Tintenstrichen oft das einzige Zeichen Von dem Wesen, das einst gelebt und gelitten, Gelacht, geweint, genossen, gestritten.

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Vergessene Geschichten
Die Kinopremiere der Filmdokumentation unter Gesamtleitung von Ernst Keller (Produktion Studio Winkelmeier) im Cineplex Neufahrn mit gleichzeitiger Buchvorstellung findet am Sonntag, 5. Dezember, um 17 Uhr statt. Als Kinotermine stehen bereits Donnerstag, 9. Dezember, 18:15 Uhr und Sonntag, 12. Dezember, um 13 Uhr fest. Weitere Filmtermine werden in der Tagespresse veröffentlicht.
Das Buch ist im FINK Media Verlag in Freising erschienen und im Buchhandel erhältlich (Hardcover, 180 Seiten, Preis 24,90 €).

Für Sie berichtete Ulrike Wilms.

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