Open Air im OMG – Martin Frank, Niederbayer und Kabarettist
Eines haben die Gäste am 1. August auf jeden Fall gelernt, nämlich, wie man einen Künstler beim Auftritt begrüßt: Nicht mit „normalem, sondern mit tosendem Beifall!“ Martin Frank gab dem Publikum eine zweite Chance, „vergessen wir das erste Mal“, und schon hat es funktioniert.
Dieser Kabarettabend war eine Premiere in Neufahrn, denn dank der Corona-Regeln wurde die Veranstaltung in den Pausenhof des Gymnasiums verlegt. Die neue mobile Bühne hat sich dabei bestens bewährt und die dunklen Wolken, die den ganzen Abend lang mehr oder weniger drohend über Neufahrn hingen, haben sich zum Glück erst nach dem Ende der Vorstellung entleert. 400 Gäste durften dabei sein, die Stühle waren als Singles und Paare angeordnet und mancher Fan hatte einen weiten Weg auf sich genommen, um Martin Frank live zu erleben. Auch der Künstler freute sich sichtlich, „endlich mal wieder vor Menschen zu spielen und nicht vor Autos“.
Martin Frank nahm das Publikum im Galopp mit auf eine rasante Tour durch sein Leben als niederbayerischer Bauernsohn. Aufgewachsen auf dem elterlichen Bauernhof und vertraut mit allen Facetten des Landlebens, brachte ihm vor allem die allgegenwärtige Oma bei, was wichtig ist im Leben. Lernte er erst einmal „was Gscheids“ im Rathaus in Hutthurm, so kam bald darauf die große Sinnkrise. Opernsänger war das nächste Berufsziel. Stimmgewaltig hat er bereits daheim im Stall die Kühe mit Opernarien betört, die es ihm mit erhöhter Milchleistung dankten. Aber vor der Karriere als „Martino Frankelotti“ stand die Aufnahmeprüfung im Mozarteum in Salzburg. Die Oma im Dirndl und der Martin in der Hirschledernen, man kann sich vorstellen, wie’s ausging. Dann halt Schauspieler! „O mei“, da rief die Oma gleich nach einem Exorzisten. Doch gegen alle Erwartungen schaffte er die Schauspielschule „in Minga“, auch wenn das Großstadtleben für das Landkind unerwartete Tücken bereithielt.
Weiter ging’s im Eiltempo. Er enthüllt den „Secret Code mit der Gießkanne“, der der Kontaktanbahnung auf dem Friedhof dient. Er teilt seine Überlegungen zu einem Tattoo „kein Trinkwasser“ an geeigneter Körperstelle, und er erzählt über die Abenteuer der Partnersuche im Internet. Man glaubt ihm zwar gerne, dass ihm die Einteilung der Menschen in verschiedene Geschlechter egal sei, aber würde er die Schwulen-Parodien weglassen, wäre dies noch überzeugender.
Kein Neufahrner schaut deshalb nach oben, ihn bringt es jedoch öfter aus der Fassung, wenn ein Flugzeug über den Ort hinwegdonnert. Ansonsten aber feuert er unablässig seine Pointen ins Publikum, das er aber schon auch mal ermahnt, etwas mehr Begeisterung zu zeigen. Daran hat es aber absolut nicht gefehlt und der Abschlussapplaus war laut und lang. Die Zugabe „ob Sie wollen oder nicht“ ist seine neue Marketing-Idee, nämlich die dramatisch inszenierte Hendlbeerdigung für Bauernhof-Touristen. Dazu singt er höchst professionell eine Arie – natürlich von Händel.
Bezogen auf seine vergebliche Suche nach einer Frau ist sein Resümee: „Ich such‘ nicht mehr, ich lass‘ mich finden!“ Die beeindruckende Liste seiner Engagements, Fernsehauftritte und Preise beweist, dass er (zumindest) als Künstler ohne Zweifel viel gesucht und vor allem sehr oft gefunden wird.
Für Sie berichtete Maria Schultz.
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