Ein Baum, der wächst und gedeiht: 20 Jahre Künstlerkreis „Die Freitagsmaler“.
„Wie ein Baum“ – Ausstellung im Neufahrner Rathaus
Sein Stamm ist kräftig, er ragt hoch hinaus, seine Blätter schillern Gold, orange, Kupfer, azurblau, moosgrün bis hin zu schwarz. Einige scheinen noch fest mit den Zweigen verwachsen, andere tänzeln bereits losgelöst im Wind: Es ist ein farbenfroher Anblick, der Gästen den Weg zur Jubiläumsausstellung der Freitagsmaler weist. „Für das Gemeinschaftswerk haben die Mitglieder über Monate bunte Blätter gemalt und zusammengefügt. Sogar ehemalige Mitglieder haben sich beteiligt“, erklärt die Leiterin der Künstlergruppe Ines Seidel. „So wie ein Baum, der ein Biotop braucht, um zu wachsen, haben auch die Freitagsmaler ein Biotop, das sie fördert und wachsen lässt.“ Im ersten Stock des Neufahrner Rathauses laden die Werke der Freitagsmaler Betrachter ein, sich auf einen kleinen Spaziergang zu begeben. „Wenn man dann ein „Waldbad“ unternimmt, sind es nicht nur Blätter, Stämme oder Blüten, die man sieht. Man kann fast die Vögel zwitschern hören, das Knistern, Brummen und Summen der Insekten und atmende Wesen, die von und mit Bäumen leben. Dann merken wir, dass wir auch solche Wesen sind“, verdeutlicht Ines Seidel und zeigt den ständigen und manchmal zu selbstverständlichen Umgang mit Bäumen auf: „Wir leben mit Bäumen und brauchen sie.“
Tief verwurzelt
Seit 2005 setzen die Freitagsmaler mit ihren Ausstellungen Akzente in Neufahrns Kunstszene. Bis zu seinem Tod leitet der Aquarellist, Landschaftsmaler und experimentierfreudige Künstler Hans Fraunhofer die Gruppe und prägt sie maßgebend. Seine Nachfolgerein Ines Seidel initiiert unter anderem die Gemeinschaftswerke. Vom ersten Pinselstrich an, gehören Eva-Maria Bischof-Kaupp, Christine Schnell und Christl Huber zur Gruppe, die sich von jeher freitags in Räumen der vhs Neufahrn trifft. Für das große Jubiläum setzen sich die Kreativen ein Jahr mit Bäumen intensiv auseinander. „Vom Baum der Erkenntnis bis zum dunklen Märchenwald, vom Holzmöbel bis zum Blatt Papier. Bäume sind zutiefst mit unserer Kultur verwachsen. Und darüber hinaus auch mit Festen verbunden, wie der Maibaum“, so Ines Seidel. Bäume seien biologische Wesen, könnten sehen: „Aber anders als wir, sehen sie mit Blättern. Das Chlorophyll reagiert auf und mit Licht. Diesen Gedanken und die Frage wie Bäume uns wohl sehen, kann jeder mitnehmen.“ Jeder habe bewusst oder unbewusst einen Baum, der eine Rolle im Leben spiele. „Vielleicht sind wir auf einem in der Kindheit geklettert oder gehen jeden Tag an einem bestimmten vorbei. Jeder unserer Künstler hat sein Werk schließlich einem Baum gezeigt. Diesen Moment bezeugen Fotos.“
„Man kann fast die Vögel zwitschern hören, das Knistern, Brummen und Summen der Insekten und atmende Wesen, die von und mit Bäumen leben. Dann merken wir, dass wir auch solche Wesen sind.“
Ines Seidel, Leiterin „Die Freitagsmaler“.
Nachhaltige Impulse
Über die Ergebnisse freut sich auch Bürgermeister Franz Heilmeier, dem das Motiv „Baum“ „schon parteipolitisch“ sehr entgegenkomme und die Erdung des Künstlerkreises zeigt. „Ich habe gegoogelt: Bäume sind ausdauernde, verholzende Samenpflanzen, die eine dominierende Sprossachse aufweisen, die durch sekundäres Dickenwachstum an Umfang zunimmt“, zitiert der Rathauschef und setzt die Definition in Bezug zum Künstler-Team. So zeichne sie Ausdauer aus, verholzend hingegen, sehe er nicht: „Der Kreis ist junggeblieben, frisch und lebendig, bewegt sich ständig bei gleichbleibender Qualität.“ Die Sprossachse symbolisiere das breite Feld von Künstlerinnen und Künstlern am Ort, die in Sachen Kunst „so etwas wie die Achse in der Gemeinde“ repräsentiere: „Die “Freitagsmaler” haben eine gewisse Marke gesetzt und tragen bis heute entscheidend zu Neufahrns Künstlerszene bei.“
Ausstellung und Öffnungszeiten
Bis zum siebten November dauert die Ausstellung „Wie ein Baum“ zu den Öffnungszeiten der Gemeinde. Montags, dienstags, donnerstags und freitags von acht bis 12 Uhr, außerdem dienstags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr.
Zu sehen sind Werke von Eva-Maria Bischof-Kaupp, Juliane Fraunhofer-Ostermeier, Natalya Hillme, Christl Huber, Marina Huber, Gerlinde von Kleist-Dorrer, Maria Lenz-Wirth, Esther Londrigo, Sina Nagl, Jaroslav Ponse, Christine Schnell, Petra Schmitt, Ines Seidel, Antje Stanski und Angelika Tomasik.
Für Sie berichtete das Neufahrner Echo.



























