Oft gedankenlos: Gegenstände auf den Gehwegen warten auf „Mitnahme-Gelegenheit“
Gute Absicht – schlechtes Handeln
Gestern noch heiß geliebt, heute „Babykram“ – das Kinderzimmer quillt über mit Barbie, Spiel-Schloss und Co., dazu gesellen sich angestaubte Kinderbücher, die niemand mehr liest. Die alte intakte Flurlampe muss der neuen weichen und wer dabei ist, auszumisten, stößt sich vielleicht den kleinen Zeh an einem Regal, das noch irgendwie hält, aber dessen bessere Tage ein Weilchen her sind. Zum Wegschmeißen sind viele dieser Dinge oft zu schade, aber um sie auf den Flohmarkt zu schleppen oder auf einschlägigen Internet-Plattformen feilzubieten, fehlt der Elan oder die Zeit. Da ist es dann ganz bequem, die „Schätze“ vor die Haustür oder an die Garage zu stellen, versehen mit einem Zettel „Zum Mitnehmen“. Doch die „Flohmarkt take away“-Artikel erweisen sich nicht selten als wahre „Ladenhüter“ und gammeln, ungeschützt vor Wind und Wetter, vor sich hin. Eine Erfahrung, die Stefanie Wölfer in Neufahrn immer wieder macht: „Ich finde es wirklich nicht schön, wenn die Leute ihre Sachen einfach auf die Straße stellen und sich dann nicht mehr darum kümmern. Teilweise liegt hier ewig etwas rum. Irgendwann sind die Sachen kaputt und letztendlich Müll, der auf den Gehwegen herumliegt.“
Mehr Bewusstsein
Den Gedanken etwas, das noch intakt ist, nicht vorschnell zu entsorgen, findet Gemeinderätin und Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl grundsätzlich gut: „Manche Leute aber stellen Dinge wirklich recht gedankenlos vor die Tür, wie beispielsweise Bücher in Pappkartons. Wenn die dann dort mehrere Tage stehen und es zwischendurch regnet, war´s das. Dann weicht das Papier auf, ist nicht mehr brauchbar und vermüllt die Straße.“ Gabriela Ostertag-Hill, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in Neufahrn, sieht noch ein ganz anderes Problem: „Unter Umständen ergeben sich daraus auch Gefahren für Verkehrsteilnehmer. Mütter mit Kinderwagen, Kleinkinder mit Laufrollern, Rollstuhlfahrer oder Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind, kommen häufig nicht gut vorbei, sie müssen dann den Gehweg verlassen.“
Gefühl für Größenordnung
Doch nicht nur die Auslagefläche vor der Haustür für „Ungewolltes to go“ sind beliebt: „Ich kenne das auch vom Galgenbachweg am Parkplatz, gegenüber vom REWE. Was dort abgeladen wird, ist immens, da liegen halbe Wohnungseinrichtungen, weil man es ja nicht mehr braucht“, so Ostertag-Hill. Generell sei es ein Unterschied, ein paar Tassen oder Spiele für Kinder am Gartentürchen abzustellen oder Regale, Sessel und Couchen. „Man sollte sich im Vorfeld überlegen und nicht planlos vorgehen. Wer kommt schon zufällig mit einem Hänger vorbei und packt eine Couch ein, die auf dem Gehweg steht? Es macht sicher Sinn, sich mit der Kleiderkammer oder anderen Sozialeinrichtungen kurzzuschließen und nachzufragen, ob sie die Sachen verwenden können.“
Gewissenhafter Umgang
Insgesamt appelliert die Gemeinde an die Bürger, sorgfältiger darauf zu schauen, was mit aussortierter Kleidung oder Gegenständen geschieht. „Es geht darum, sich zu informieren, wo ich was abgeben oder was ich bei welchen Witterungsbedingungen vor die Tür stellen kann. Da kann schon der Blick auf die Wetter-App hilfreich sein“, verdeutlicht Ostertag-Hill. „Es sollten wirklich nur Dinge, die noch verwertbar sind, draußen stehen. Müll nimmt niemand mit, der gehört gegebenenfalls auf den Wertstoffhof. Und dann sollte man sich darüber im Klaren sein: Was ich rausstelle und nicht mitgenommen wird, sollte ich nach einigen Stunden wieder mit hineinnehmen.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.