Mit Schlittenhunden unterwegs in Grönland

Glücklicherweise war die Neufahrner Bibliothek angenehm temperiert und so konnte man sich bequem auf die abenteuerliche (Lese-)Reise durch das eisige Ostgrönland einlassen, auf die Thomas Bauer, Reisebuchautor, sein Publikum mitnahm.

Er wolle mal wo ganz anders hin, wo die gewohnte Infrastruktur nicht existiert und wo man sich ohne eine Wahlmöglichkeit den Regeln der Natur anpassen muss. Und so entschloss sich Thomas Bauer zu einer Tour mit dem Hundeschlitten im Osten Grönlands.

„Mush“ – mit diesem Ruf treiben die Inuit ihre Schlittenhunde an, die bereits an den Leinen zerren und sich kaum mehr halten können, bis es endlich losgeht. Doch stellt man sich vor, dass man dann gemütlich zwischen warmen Fellen im Schlitten sitzt, dann wird man schnell eines Besseren belehrt, denn auch die Passagiere müssen hart mitarbeiten. Thomas Bauer schildert sehr anschaulich, dass man z.B. auch mit mehreren Schichten Kleidung übereinander noch immer friert, nachts in zwei Daunenschlafsäcken erstaunlicherweise aber die Unterwäsche ausreicht, um einen warm zu halten. Liebevoll und mit viel Humor beschreibt der Autor seine Reisegefährten und er spart nicht mit Selbstironie, wenn er seine eigenen Unzulänglichkeiten schildert. Er verrät den etwas unappetitlichen Trick, mit dem der Hundeführer sein Gesicht vor Erfrierungen schützt und er lässt das Publikum teilhaben an den Mahlzeiten, die er während der Tour genossen hat: Eisbärenfleisch – geht geschmacklich in Richtung Schuhleder, rohes Robbenherz – nach anfänglichem Ekelgefühl eine Köstlichkeit. Vor allem aber lässt er die Zuhörerinnen und Zuhörer teilhaben an seinen Gefühlen in dieser grandiosen Natur, die dem Reisenden die Route vorgibt, weil die Bedingungen immer wieder anders sind.

Eine dreiteilige Fotoshow mit den Titeln „Anreise“, On the Road“ und „Impressionen“ lädt ein, sich zwischendurch genüsslich zurückzulehnen und die spektakulären Aufnahmen von Bernd Pfitzner auf sich wirken zu lassen, die untermalt werden von Musik auf E-Gitarre und Akkordeon gespielt vom Autor, und geheimnisvollen Klängen erzeugt von Bettina Raithel mit ihrem umfangreichen Arsenal an teilweise höchst ungewöhnlichen Musikinstrumenten. Musik, bei der man den Sturm hören kann, die Hunde rennen sieht und dem Hubschrauber beim Abfliegen nachschauen möchte.

„Die Reiselust wird nicht weniger, wenn man viel reist, im Gegenteil“, sagt Thomas Bauer am Ende des Abends. Er muss es wissen, zahlreiche Bücher beweisen, an wie vielen Orten, auf welch ungewöhnlichen Wegen und mit welch seltsamen Fortbewegungsmitteln er in den vergangenen Jahren unterwegs war.

Ausdauernder Beifall belohnt den Autor am Ende der Lesung. Auch wenn keiner mit „ja“ antwortet, als er am Schluss mit einem kleinen Augenzwinkern fragt „na, haben Sie die Reise nach Grönland inzwischen gebucht?“, so gibt es zum Trost zumindest das Buch zur Reise – „Mush! Grönland per Hundeschlitten“ – zu kaufen.

Übrigens: In einer gemeinsamen Veranstaltung von vhs und Gemeindebibliothek kann man am 10. Juli einen ganzen Tag mit Thomas Bauer unterwegs sein: „Pilgern für einen Tag – auf bayerischen Jakobswegen von Starnberg nach Andechs.“