Lars Herrmann, ein Künstler in der Corona-Krise

Kategorie: Kultur

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Lars Herrmann vor seinen Werken

Eine Ausstellung unter Ausschluss der Öffentlichkeit – zwangsweise

Augen, die Augen verdecken oder durchschauen – auf den ersten Blick offenbart das Bild nicht, ob die Augen der Fische oder die eines dreimündigen Mannes, vielleicht ein Mönch, den Betrachter anblicken. „Ich komme aus dem Surrealismus. Da ich aber das Zeichnen von der Pike auf gelernt habe, sind bei mir auch viel Naturstudien dabei. Bei mir hat sich nie die Frage gestellt, in die abstrakte Richtung zu gehen“, erläutert Lars Herrmann das Werk bei der Eröffnung seiner Ausstellung im Rathaus. Kurz vor dem Corona-Lockdown ist es eine sehr ruhige Veranstaltung, die Bürgermeister Franz Heilmeier eröffnet.

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Extra für Neufahrn
Dabei hat sich der Künstler in seinen Bildern intensiv mit Neufahrn, insbesondere mit dem Heiligen Franziskus, auseinandergesetzt. „Die Beschäftigung mit dem Christentum kommt immer mal wieder vor, das ist phasenweise. Seitdem ich in Freising wohne, ist es wieder stärker“, offenbart Herrmann. Dabei zeichnet er erstmalig größere Formate: „Normalerweise sind sie deutlich kleiner. Jetzt war der Anlass da, ich hatte das schon länger im Kopf.“ Alle gezeigten Werke sind Zeichnungen auf Karton: „Auch darüber hatte ich schon länger nachgedacht“, sagt Herrmann. Zu 80 Prozent verwendet er Kugelschreiber auf weißem oder getöntem Papier: „Zwischendurch nehme ich Tusche, Bleistift oder farbigen Kugelschreiber.“ So entstehen unter anderem Bilder, die Gegenständliches in einen abstrakten Zusammenhang bringen wie Fische, die hinter dem Kopf eines Mannes schwimmen, der drei Münder aufweist und in einem Umhang mit Kapuze vor einem Wald steht, hinter dessen Bäumen ebenfalls Fische auftauchen: „Die Auseinandersetzung mit dem Christentum kommt bei mir immer wieder einmal vor, manchmal sind es antike Mythen und manchmal sind es Landschaften.“

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Zuerst die Vernunft
Inmitten des Erzgebirges kommt Lars Herrmann 1968 in Olbernhau, einem Städtchen in der ehemaligen DDR, auf die Welt. Schon früh entdeckt er die Kunst: „Ich habe gezeichnet, seit ich denken kann, mein Vater und meine Mutter haben auch gezeichnet, daher bin ich früh mit Kunst in Berührung gekommen.“ Um sein Talent zu fördern, besucht der begabte Junge von der fünften Klasse bis zum Abitur die örtliche Zeichenakademie. Bevor sich Herrmann aber gänzlich der Kunst widmen kann, steht der obligatorische Armeedienst an. Vier Jahre nach dem Fall der Mauer geht der junge Mann schließlich an die Universität nach Erlangen: „Dort habe ich Kunstgeschichte, Buchwissenschaften und Geschichte studiert, das hat alle irgendwie beruhigt, weil ich etwas Gescheites gemacht habe“, erinnert sich der Künstler lachend.

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Auf Anfang
In der fränkischen Stadt kann er als freischaffender Künstler ab 2004 gut leben: „Das hat funktioniert, ich hatte einen Mäzen, konnte ausstellen und es ging immer etwas“, erzählt Herrmann. 2017 zieht es ihn dann in den Münchner Raum, seither wohnt der Kunstschaffende in Freising. „Es ist nicht einfach, sich etwas Neues aufzubauen“, meint der Künstler. Dazu trifft ihn nun die Corona- Krise: „Eine Ausstellung in München musste ich kurzfristig letzte Woche wieder abbauen und das Neufahrner Rathaus ist geschlossen. Niemand sieht meine Bilder und niemand kann sagen, wie lange das dauert.“ Trotzdem nimmt er es mit Humor: „Da müssen wir jetzt alle durch. Ich hoffe, dass die Krise bald vorbei ist und die Bilder länger hängen bleiben.“ Sollte es nicht möglich sein, ist die nächste Chance für Kunstinteressierte zwischen dem 23. und 26. Juni im Alten Gefängnis Freising.

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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