„Aus Verständnis für die Not des anderen zu geben liegt uns näher …“,
Christl und Helmut Malenke (vorne), Beate Frommhold-Buhl (hi.li.) und Johann Halbinger (hi.re.)
10 Jahre Hilfe für Neufahrner in Not
Es duftet köstlich, gleich ist das Abendessen fertig. Das Nudelwasser kocht fast, die Soße braucht nur noch wenige Minuten, der Tisch im hell erleuchteten Wohnzimmer ist gedeckt, im Hintergrund läuft der Fernseher und dann plötzlich: Stromausfall. Innerhalb einer Sekunde ist alles dunkel, der Herd erkaltet. Wie ärgerlich! Licht oder eine warme Mahlzeit kochen zu können sind in Deutschland selbstverständlich. Was die meisten höchstens als nervige, aber vorübergehende „technische Störung“ erleben, ist für viele Menschen in Deutschland, das ewige Damoklesschwert „Stromschuld“, das über ihnen droht und bereit ist, die Zufuhr zur scheinbar alltäglichen Normalität zu kappen. So wie bei einem älteren schwer erkrankten Neufahrner oder einem weiteren, der wegen seiner erheblichen Behinderung dringend auf Strom angewiesen ist. „Beide hatten Stromschulden in Höhe von 1.300 und 500 Euro, die haben wir übernommen und konnten so die Absperrung verhindern“, berichtet Beate Frommhold-Buhl, stellvertretende Vorsitzende der Malenke-Stiftung. Genauso verhindert die Stiftung mit dem Kauf einer Monatskarte den Verlust der Ausbildungsstelle eines jungen mittellosen Mannes aus schwierigsten familiären Verhältnissen oder die Obdachlosigkeit einer alleinerziehenden chronisch kranken Mutter wegen angehäufter Mietschulden von 1.000 Euro.
Nicht zusehen – machen
Seit inzwischen mehr als zehn Jahren unterstützt die gemeinnützige Malenke-Stiftung notleidende Menschen und die Sozialstation in Neufahrn, oft geht es dabei um „überschaubare“ Beträge. Helmut und Christl Malenke, den Stiftungsgründern, geht es finanziell gut. Das ältere, bescheidene Ehepaar hat keine Kinder, die Nichten sind versorgt, daher entschließt sich das Paar vor elf Jahren zur Stiftungsgründung. „Wir wollten einfach etwas Gutes für die Gemeinde tun. Eigentlich nach unserem Tod, aber dann haben wir entschieden, schon vorher zu beginnen, weil wir sehen wollten, wie das in der Praxis aussieht“, erzählt Christl Malenke. Jahrelang sieht die ehemalige Bankangestellte in ihrem Beruf schwarz auf weiß die großen finanziellen Nöte vieler, vor allem älterer Bürger: „In meiner Altersgruppe heirateten die Frauen mit 20, blieben zuhause und haben ihre Rentenansprüche wegen der Haushaltsgründung zurückgefordert. Dann machten sie irgendwann kleine Jobs und sind jetzt diejenigen, die kaum Rente bekommen.“ Bereits in ihrem Berufsleben schaut die mitfühlende Frau nicht tatenlos zu, weiß ihr Ehemann: „Sie hat sogar aus eigener Tasche ausgeholfen und eine gewisse Summe spendiert, wenn das Konto leer war, damit die Leute überhaupt weiterkommen konnten.“
„…Jeder Betrag zählt, den können wir den Notleidenden zur Verfügung stellen…“
Johann Halbinger, Stiftungsrat
Wenn nichts mehr geht
„Es gibt so viel mehr stille Armut, als ich mir je hätte vorstellen können“, bestätigt Frommhold-Buhl, die aus ihrer Erfahrung als Sozialreferentin spricht. „Viele suchen oder nehmen Hilfe erst dann an, wenn es eigentlich schon zu spät ist, wenn sie nicht mehr wissen, wie sie ihre Kinder oder sich ernähren sollen, wenn der Strom abgestellt wird, die Miete nicht mehr bezahlt werden kann. Scham spielt eine große Rolle und das „Irgendwie schaffe ich das schon“-Gefühl.“ Johann Halbinger aus dem Stiftungsrat stimmt zu: „Ein Problem ist die versteckte Altersarmut, an die Leute kommt man nur sehr schwer ran.“ Dem will die Stiftung entgegenwirken, betont Christl Malenke: „Die Hilfe ist wirklich anonym.“ Dennoch könne niemand der Stiftung seinen Kontoauszug vorlegen und behaupten, er sei bedürftig: „Wir sind verpflichtet, die Bedürftigkeit genau zu prüfen. In unserer Gemeinde haben wir hervorragende Beratungsstellen, mit denen wir zusammenarbeiten, wie der Seniorenberatung, der Diakonie und Caritas, der Obdachlosenpräventionsstelle oder der Ausländerberatung“, macht Frommhold-Buhl deutlich.
Über sechs Jahre lang bleiben die großzügigen Spender anonym. „Aber die Zinsen brachen ein, deshalb mussten wir öffentlich werden, um Spenden zu bekommen und agieren zu können. Unsere Stiftung ist gemeinnützig und wir arbeiten alle ehrenamtlich. Von den Spenden, die eingehen, wird alles ausgeschüttet“, erklärt Helmut Malenke. „Zwischen 2016 bis 2019 haben wir etwas mehr als 37.000 Euro Spenden generiert. Jeder Betrag zählt, den können wir den Notleidenden zur Verfügung stellen. Inzwischen haben wir weit über 43.000 Euro ausgeschüttet“, führt Johann Halbinger aus. „Unter anderem erhalten einige Senioren monatlich 35 Euro für ein Jahr. Es ist schön zu wissen, dass die Menschen dadurch wenigstens ein bisschen besser leben können.“ Was für die einen höchstens die Ausgaben eines schnellen Biergartenbesuchs darstellt, sichert anderen tagelang eine vernünftige Mahlzeit. Mehr als ein Jahrzehnt lindert die Malenke-Stiftung nun die ärgste Not von Neufahrnern: „Eigentlich wollten wir das 10-Jährige vergangenen Herbst feiern, aber meine Frau lag im Krankenhaus und jetzt mit Corona ist es auch schwierig“, so Helmut Malenke. Nicht nur für Sozialreferentin steht fest: „So eine Stiftung ist das Beste, was einer Gemeinde wie Neufahrn passieren kann.“ Besonders bestätigen das rührende Dankeszeilen, erinnert sich Beate Frommhold-Buhl: „Nach einem Wohnungsbrand brachte die Gemeinde ein älteres Ehepaar notfallmäßig unter. Dort verstarb der bereits erkrankte Ehemann. Zwar konnte seine Witwe zurück in die Wohnung, aber ihr war es nicht möglich, die Beerdigung ihres Mannes bezahlen, was die Frau psychisch erheblich mitnahm. Auch dort konnten wir helfen.“ Christl und Helmut Malenke freuen sich über jede einzelne Spende.
Spendenkonto der Malenke-Stiftung
IBAN: DE69 7009 3400 0006 4260 26
BIC: GENODEF1ISV
VR-Bank Ismaning Hallbergmoos Neufahrn
Für Sie berichtete Manuela Praxl.
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