Valentin Bauer aus Massenhausen – zum 100. Geburtstag gratulieren Bürgermeister Franz Heilmeier und Ortssprecher Otto Radlmeier.
Valentin Bauer feiert seinen 100. Geburtstag
Wenn jemand 100 Jahre alt wird, dann kann das gar nicht genug gefeiert werden. Valentin Bauer – er möchte im Artikel mit seinem richtigen Vornamen und nicht mit der Abkürzung „Tino“ genannt werden – hat das auch mindestens dreimal getan. Einmal mit seinen Freunden, den „Filser Buam“, bei einem großen Fest auf dem Münchner Viktualienmarkt, das zweite Mal im Familienkreis im Gasthof Hepting, und das dritte Mal mit den Massenhauser Freunden und Bekannten.
Valentin Bauer kann auf ein prallgefülltes Leben zurückblicken, das sich nach einer glücklichen Kindheit zu einer Berg- und Talfahrt entwickelt hat. Geboren wurde er am 31. Juli 1924 als eines von fünf Kindern in einem Dorf in Niederbayern, wo der Vater neben der Landwirtschaft auch eine kleine Gastwirtschaft betrieb. Berufswünsche? Keine Chance, der Vater verschaffte ihm bei einer Brauerei eine Lehrstelle. Gleichzeitig mit dem Gesellenbrief übergab ihm sein Lehrherr auch den Stellungsbefehl. Krieg und fünf Jahre Gefangenschaft in Jugoslawien folgten, in denen er viel sehen und erleben musste. Darüber – und über manches andere weniger Gute in seinem Leben – möchte er heute nicht mehr reden. 1949 kam er zurück, und um die Kriegsgeschehnisse einigermaßen verarbeiten zu können, verbrachte er viel Zeit auf einsamen Waldspaziergängen. Sein jüngerer Bruder Georg – „Schorsch“ – änderte dies mit der Aufforderung, „du musst zu mir nach München“. „Dann is aufganga…“ erzählt er mit einem Schmunzeln, „wir haben alles nachgeholt, was wir versäumt haben.“ Eine wilde Zeit folgte, dazu gehörte auch die Mitgliedschaft bei den Filser-Buam, einem Verein, der sich die Pflege des bayrischen Brauchtums auf die Fahnen geschrieben hat und der für seine Feste berühmt war.
In München startete auch seine berufliche Laufbahn. Nach Praktikumsjahren und der Ausbildung an der Brauereischule war er in verschiedenen Münchner Brauereien tätig, ehe er dann seine Lebensstellung bei der Paulaner-Brauerei fand, wo er 30 Jahre als Brau- und Mälzmeister angestellt war. „Malzherstellung war mein Fach“, der Beruf gefiel ihm und er blieb ihm treu bis zum Ruhestand.
Sein Bruder Schorsch hatte in Massenhausen ein großes Grundstück erworben und dorthin zog auch Valentin mit Beginn des Rentenalters. Gemeinsam bauten die beiden eine große Sportstätte mit Reitpferden und Kutschen auf. Sie nahmen an vielen Turnieren und Festen teil und waren mit ihren Pferden regelmäßig beim Schützenzug am ersten Oktoberfestsonntag vertreten. Ihr jährlicher „blauer Montagsball“ in der Massenhauser Reithalle war legendär und auch bei der Münchner Prominenz sehr beliebt.
Bekannt wurden die Brüder insbesondere durch eine Nacht- und Nebelaktion im Jahr 1964. Damals haben sie nämlich mit ein paar Massenhauser Burschen den Münchner Maibaum gestohlen. „10 Hektoliter Bier haben wir gefordert!“ Im Augustiner-Bierzelt auf der Wiesn erhielten die „Maibaum-Räuber“ einen eigenen Tisch, „in der Boxe 7, der einzige runde Tisch im Zelt“ und fortan konnte man die beiden Brüder an jedem Wiesn-Tag dort antreffen, „das war immer unser Urlaub“. Dort ergab sich auch ein Zusammentreffen, das den Bekanntheitsgrad der Bauer-Brüder noch steigerte. „Da war einer vom BR, der hat es ins Rollen gebracht“. Ins Rollen kamen nämlich die Aufnahmen für die Doku-Serie „Lebenslinien“ des Bayerischen Fernsehens und der Jubilar erinnert sich gerne an diese Zeit, in der sich die beiden Brüder gemeinsam mit dem TV-Team monatelang intensiv mit ihrem bisherigen Leben beschäftigten.
Dass sein Bruder Schorsch im Jahr 2017 nach längerer Krankheit verstorben ist, war ein massiver Einschnitt in sein Leben. „Wir haben uns immer gut verstanden und der Schorsch hat mich damals nach dem Krieg gerettet“.
Sein Leben ist ruhiger geworden. Er kann sich noch immer größtenteils selbst versorgen, zum Essen radelt er gerne zum Gasthof Hepting, wo es ihm nicht an netter Gesellschaft mangelt. Sein Humor, sein verschmitztes Lächeln lassen ahnen, was für ein Charmeur er früher gewesen sein mag, aber auch, dass er trotz mancher Schicksalsschläge seine Lebensfreude nicht verloren hat.
Was ist ihm wichtig, wenn er auf sein Leben zurückblickt? „Immer positiv denken, immer unter Leuten sein“ sagt er, „man darf nicht unzufrieden sein, wenn man so alt und so gut beieinander ist.“ Und er weiß: „Man muss für jeden Tag dankbar sein!“
Bürgermeister Franz Heilmeier überbrachte Glückwünsche und Geschenke von Gemeinde und Landrat. Auch das Neufahrner Echo gratuliert herzlich und wünscht alles Gute.
Für Sie berichtete Maria Schultz.
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