Großes Interesse herrschte bei der Infoversammlung ebenso wie bei der Gründung der Genossenschaft ‚Dorfwirtschaft Giggenhausen eG‘
„Wir rocken das!“
„Wir sind Genossenschaft! Am Donnerstag, 4.11.2021, wurde in Neufahrn die Genossenschaft „Dorfwirtschaft Giggenhausen eG“, vorbehaltlich der rechtlichen Prüfung durch den Genossenschaftsverband, mit 204 Gründungsmitgliedern gegründet und der Aufsichtsrat und die Vorstandschaft installiert!“ So steht es auf der Homepage der Ortsgemeinschaft www.giggenhausen.de. In besagter, gut besuchter Gründungsversammlung in der Käthe-Winkelmann-Halle galt es, die drei maßgeblichen Organe der Genossenschaft zu bestimmen. Diese sind der zu wählende Aufsichtsrat, der den Vorstand beruft und die Generalversammlung, zu der alle Genossenschaftsmitglieder einschließlich Funktionäre zählen. Als erfahrener „Geburtshelfer“ leistete Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern, der schon mitgeholfen hat, über 100 Genossenschaften aus der Taufe zu heben, wertvolle Starthilfe. Aber selbst mit seiner großen Erfahrung zeigte sich der langjährige Gründungsberater sehr beeindruckt von der großen Anzahl der Genossenschaftler der ersten Stunde, denen gerne noch weitere folgen dürfen. Zum formalen Procedere unter Leitung von Riedl erfolgte als erster Schritt der Eintrag in die Liste der Gründungsmitglieder. Diese waren anschließend dazu aufgefordert, aus ihrer Mitte einen fünfköpfigen Aufsichtsrat per Handzeichen zu wählen: Dazu zählen Ortssprecher Rudolf Geil, der zum Aufsichtsratsvorsitzenden bestimmt wurde, Bernd Baunach, Hubert Moosrainer jun., Philipp Nadler und Alexander Streidl. Die frischgebackenen Funktionäre zogen sich als erste Amtshandlung zu einer kurzen Beratung zurück, um dann bekannt zu geben, wer zukünftig als Vorstand der Giggenhauser Genossenschaft Verantwortung übernehmen wird: Es sind Elisabeth Baur, Christopher Aichinger, Josef und Sebastian Geil, Stephan Muschalla und Christoph Ziegltrum.
Informationen und Werbung in eigener Sache
Der erfolgreichen Genossenschaftsgründung vorausgegangen war eine finale Informationsveranstaltung am Samstagabend, 31. Oktober 2021, ebenfalls in der Neufahrner Käthe-Winkelmann-Halle, wo das Team Dorfwirtschaft, welches nun den „Kern“ der neuen Genossenschaft bildet, in einem Rück- und Ausblick über das ehrgeizige und einzigartige Dorf- und Mehrgenerationenprojekt informierte und ausdrücklich um weitere Unterstützung und aktive Unterstützer warb. Medial war die konzertierte Aktion „Rettet den Metzgerwirt“ weit über die Ortsgrenzen hinaus als deutliches und positives Signal gegen das allgegenwärtige Wirtshaussterben wahrgenommen worden und habe „viel Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren“, wie Christopher Aichinger, Sprecher des Teams und Vorstandsmitglied der eG, ausführte. Der Metzgerwirt, so sein emotionaler Appell, sei unersetzbar, sei Gesicht und Herz der Dorfgemeinschaft: „Diese Chance darf man nicht verstreichen lassen“, sagte er wörtlich und weiter: „Dies treibt uns alle an. Ihr habt’s in der Hand.“ Als Startkapital für den Erwerb und den anschließenden Betrieb der Giggenhausener Traditionsgaststätte sind per Absichtserklärungen von über 300 Unterstützern aus Giggenhausen und Umgebung 1,05 Millionen Euro eingegangen. Dies zeuge „von einer hohen Ortsdurchdringung und damit einer sehr großen Identifikation mit dem Zweck dieser zu gründenden Genossenschaft, nämlich dem Erhalt der Giggenhauser Dorfwirtschaft Metzgerwirt und damit dem Erhalt des sozialen und kulturellen Lebens des Dorfes und seiner Besucher“, heißt es dazu in der Presseerklärung.
Die Finanzierung
Eine gute Million Euro wird als ausreichendes, wenn auch gerne noch „ausbaufähiges“ Startkapital erachtet, um das ehrgeizige Vorhaben umzusetzen, den Betrieb der Gast- und Veranstaltungsstätte in gewohnter Weise als „Gemeinschaftsprojekt und in Eigenregie“ am Leben zu erhalten – auch für künftige Generationen. Von Vorteil erweist sich dabei die relativ kleine Stückelung der privaten und von Vereinen zugesicherten Einzelbeiträge zwischen 30 und 25.000 Euro. Ein Genossenschaftsanteil soll 250 Euro (oder ein Mehrfaches davon) betragen, wobei die Mitgliedschaft (entspricht einer Stimme) innerhalb der Genossenschaft nicht von der Höhe der Einlage abhängig ist. In Summe müssen nach profunder Schätzung der Finanzexperten im Team rund 2,9 Millionen Euro in das Gesamtvorhaben investiert werden. Der reine Kaufpreis beträgt 2,5 Millionen Euro einschließlich Inventar. An Krediten sind daher 1,85 Millionen Euro erforderlich, mit einer angedachten Laufzeit über 10 Jahre, verbunden mit der Option, flexibel auch Sondertilgungen einfließen lassen zu können. Als starke Finanzpartner konnten drei Banken gewonnen werden, so dass auf Bürgschaften verzichtet werden soll. Zudem haben auch Brauereien ihre Bereitschaft signalisiert, sich am Projekt Metzgerwirt zu beteiligen.
Die Immobilie
Einen Überblick über den guten Gebäudezustand der Immobilie und die anstehenden Sanierungen und Investitionen gab als Mann vom Fach Bauingenieur und Vorstandsmitglied Christoph Ziegltrum. Das 1999/2000 kernsanierte Gasthaus von 1.000 Quadratmetern Innenfläche, bei 30 Metern Länge in etwa so groß wie fünf Reihenhäuser, sei zwischenzeitlich nach dem letzten Infotreffen nach Pfingsten „auf Herz und Nieren geprüft“ worden: energetisch, baulich, haustechnisch, einschließlich Gewerbeamt. Kleinere Sanierung sollen noch durchgeführt werden, etwa ein neuer Fassadenanstrich und wohl auch ein Austausch der Fenster. Erforderlich ist der Einbau von Brandschutztüren. In Lüftung und Blitzschutz, beides nicht zwingend, aber sinnvoll, soll ebenfalls investiert und die Stellplätze ausgebaut werden. Geprüft werde derzeit noch, ob staatliche Förderprogramme dafür in Frage kommen, berichtete Ziegltrum. Er lobte den guten Gebäudezustand: „Daran erkennt man, dass das Haus in Eigenbesitz war“, richtete er Dank und Anerkennung an die anwesende Wirtin Elisabeth Kratzer.
Die Pächtersuche
Das zweimonatige Schalten eines Inserates erbrachte rund 80 interessierte Gastronomen, informierte Vorstandsmitglied Elisabeth Baur, die als Beraterin im Hotel- und Gaststättenverband von Beruf wegen prädestiniert für die Verhandlungen mit einem potentiellen Wirt ist. 16 Pächter waren zur Besichtigung eingeladen, begleitet immer von einer zweiköpfigen Giggenhauser Vertretung. Gesucht und aller Voraussicht nach gefunden wurde ein bodenständiger Pächter, der die Bedingungen nach regionalem Einkauf und bürgerlicher Küche erfüllt. Der Entwurf eines umfänglichen Vertrages wurde erarbeitet, in dem die Vereinsinteressen fixiert sind und der noch im Detail ausgehandelt werden muss.
„Wir rocken das!“
Bei seinem Ausblick machte Josef Geil deutlich, dass jetzt – über das aktive Kern- und Kompetenzteam hinaus – die Ortsgemeinschaft aufgefordert sei, mit ihrem vielfältigen Know-How zusammen zu helfen und Eigenleistung zu erbringen. Der Malermeister rief zudem dazu auf, auch zukünftig weitere Genossenschaftsmitglieder zum Beitritt zu bewegen. „Wir rocken das!“ Davon sind er und seine Mitstreiter überzeugt und sind, weitestgehend, in leitender Funktion in die Genossenschaft „integriert“.
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.
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