Was zusammengehört, ist vereint und Schluss ist’s mit der Gleisgeisterei.
Kath. Burschenverein Mintraching begeistert mit der Komödie „Gleisgeisterei“
Wenn auf einem Bahnhof, der seit drei Jahren keinen Zug mehr gesehen hat, mitten in der Nacht eine dunkle Gestalt auftaucht, geht etwas nicht mit rechten Dingen zu. Und als den beiden „Grattlern“ Weichenwastl (Christian Weber) und Schrankensusi (Regisseurin Stefanie Erl) die Schnapsflasche wieder um die Ohren fliegt, die sie gerade eben ins Gebüsch geworfen hatten, wissen nicht nur die beiden, dass hier was nicht stimmen kann.
Nach der pandemiebedingten Pause brachte die Theatergruppe des Kath. Burschenvereins Isarlust Mintraching im Sportheim des FC Mintraching endlich wieder ein Stück auf die Bühne. Darüber freuten sich nicht nur die Akteure, schon nach kurzer Zeit waren die Karten für die Premiere am 8. April ausverkauft.
Die Gäste erwartete eine turbulente Komödie. Eine der Hauptfiguren ist der Gleisgeist Giacomo (wie Casanova) Dacapo (wie alles nochmal), hinreißend und hinterkünftig gespielt von Schorsch Rupp, der mit Hilfe seiner Taschenuhr die Zeit zurückdrehen kann. Wer wünscht sich das nicht hin und wieder? Giacomo, „halb Florenz, halb Freising“ und „molto romantico“, lässt sich überreden, für den verhinderten Liebhaber, den Standl-Hans (Hans Burglechner) die Uhr auf drei Jahre früher zu stellen. Nun kann der Hans seiner heißgeliebten Mona (Maria Steiner) endlich die Worte sagen, die ihm damals im Hals steckenblieben. Dass der Zeitsprung auch den Rest der Welt betrifft, bedenkt keiner, und weil das Zurückdrehen nicht auf Anhieb klappt, müssen sich Weichenwastl und Schrankensusi, frisch verliebt, bis zur Erschöpfung küssen.
Verschiedene Nebenschauplätze bereichern die Handlung. Die Ursl (Daniela Gerhardt), deren Namen jeder ständig vergisst und die Bremsbichlerin (Laura Manzinger), die vor drei Jahren zur Lottogewinnerin wurde, umgarnen den Hans, die eine mit Honig, die andere mit Schmalznudeln. Fritz Flitzmeier (Johannes Häuser), Bürgermeister und Ehemann der schönen Mona, ist ein „begnadeter“ Redner, und dazwischen findet sich immer wieder das liebenswerte, aber vergessliche Radieserl-Reserl (Renate Schwung), dessen Sohn laut ihren Ansagen abwechselnd Rhinozerus-Kastrierer, Löwenbändiger oder ein hohes Tier beim Militär, nämlich ein Majoran ist.
Die Fäden des Geschehens hält mehr oder weniger erfolgreich der Gleisgeist Giacomo Dacapo in der Hand, ein charmanter Bazi mit bayrisch-italienischem Temperament, der mit „Porca Miseria“ alles kommentiert, was nicht klappt. Seine Zeitsprünge wirbeln die Schicksale der Menschen gehörig durcheinander, aber wie es sich für eine bayrische Komödie gehört, gibt es ein glückliches Ende, wenn auch anders als erwartet.
Gegen so viel Frauenpower hat nicht einmal Giacomo keine Chance.
„Gleisgeisterei“ von Ralph Wallner ist ein Stück mit viel Lust an Wortspielen und Missverständnissen. Nicht nur das Publikum, sondern auch die Akteure hatten daran ihr Vergnügen, sie verkörperten die Charaktere stimmig und mit viel Humor. Die Pointen kamen auf den Punkt genau und lösten dementsprechend laute Lacher und viel Zwischenbeifall aus. Kleine Hinweise auf ortsbekannte Personen oder Geschehnisse fehlten nicht, und auch ein Handyklingeln im Zuschauerraum brachte keinen aus der Fassung. Durch das gelungene Bühnenbild spielten sich die einzelnen Szenen ohne Umbau ab, egal, ob die Handlung im oder neben dem Kiosk, auf der Wartebank, im Gleisbett oder in der Bahnhofstoilette des Bahnhofs von Niederhinterbergkirchentalhausen stattfand.
Das Publikum war begeistert und bedankte sich bei den Akteuren und allen, die vor und hinter der Bühne mit Vorbereitung und Aufführung zu tun hatten, mit ausdauerndem Beifall.
Für Sie berichtete Maria Schultz.