Jüdische Geschichten aus 17 Jahrhunderten

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Weise und witzige Geschichten aus dem jüdischen Leben, erzählt von Moira Thiele

Erzählungen und Klezmer-Musik in der Gemeindebücherei

Nicht zum Geschichtsunterricht, sondern zu einem Abend mit witzigen, spannenden und berührenden Erzählungen aus 17 Jahrhunderten jüdischen Lebens hatten Gemeindebibliothek und VHS Neufahrn-Hallbergmoos am 25. Juni in die Neufahrner Bücherei eingeladen. Eine gute Wahl für die erste Veranstaltung, bei der sich nach der langen Pause endlich wieder Interpreten und Publikum live erleben konnten. 30 Gäste hatten das Vergnügen, Moira Thiele und ihren Geschichten über „Wunder, Witz und weise Worte“ zuhören zu dürfen. Dazu gab es viel Klezmer-Musik, mit viel Temperament gespielt von Florian Ewald (Klarinette) und Bartek Stanczyk (Akkordeon).

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Die Erzählerin Moira Thiele schlug einen großen Bogen. Da ging es z.B. um den römischen Kaiser Hadrian und dessen Neffen Onkelos, der den Onkel um Hilfe bat: „Da ich von weltlichen Dingen nichts verstehe, sag du mir bitte: Welche Ware soll ich am besten erwerben und verkaufen?“ Der Kaiser gab ihm den Rat nach Ware zu suchen, deren Wert die Leute nicht schätzen, weil sie ihn noch nicht kennen. „Wenn sie schließlich den wahren Wert begreifen, kannst du den schönsten Gewinn einstreichen!“ Der kluge junge Mann befolgte diese Empfehlung zwar, aber auf eine ganz unerwartete Weise.
Dann war da noch die Geschichte vom kleinen Jonathan, der einen Dieb anhand von nicht vorhandenen Fettaugen überführte und mit dieser pfiffigen dem Richter half, den Streit zwischen zwei Händlern gerecht zu entscheiden, so dass – zumindest vorübergehend – eine kleine jüdische Gemeinde nicht mehr von Vertreibung und Tod bedroht war.
Und Moira Thiele erzählte die berührende Legende, wie König Salomon nach langer Suche endlich das Stück Land finden konnte, das würdig genug war, um darauf den Tempel zu erbauen.

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Mit relativ leiser Stimme und wenigen aber ausdrucksstarken Gebärden zog Moira Thiele die Zuhörerinnen und Zuhörer in ihren Bann, kein Laut war während ihrer Erzählungen zu hören, und erst wenn die Geschichte zu Ende war, löste sich die Spannung in lebhaftem Beifall.

Sie durchstreifte mit ihren Geschichten jedoch nicht nur längst vergangene Jahrhunderte. „Ich will auch die jüngere Vergangenheit nicht außen vor lassen“ – das war ihr ein Anliegen, und so erinnerte sie an das bewegte und bewegende Leben des Münchner Kinderarztes Dr. Julius Spanier, dem 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft alle Ämter entzogen wurden, so dass er nur noch im Geheimen praktizieren konnte. 1942 wurde er als erster Münchner Arzt ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er bis Kriegsende inhaftiert und als Arzt tätig war. Das Ehepaar Spanier gehörten zu den wenigen Münchner Juden, die den Holocaust überlebten. Später war er u.a. Chefarzt der Lachner-Kinderklinik, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde München und Mitglied des Bayerischen Senats.

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Hinreißende Klezmer-Musik spielen Florian Ewald auf der Klarinette und Bartek Stanczyk am Akkordeon

Die Klezmer-Musik, die Florian Ewald und Bartek Stanczyk zwischen den Erzählungen spielten, war hinreißend temperamentvoll oder zurückhaltend und melancholisch, wie es zu den Geschichten passte. „Sehr rund“ fand eine Besucherin das Programm, ihr gefiel ganz besonders „die geniale Kombination aus Musik, Geschichten und historischen Tatsachen“.

Mit begeistertem Beifall bedankte sich das Publikum am Ende dieser beeindruckenden Veranstaltung bei den drei Interpreten.

Für Sie berichtete Maria Schultz.

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