Wasser – Die unterschätzte Gefahr

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Unter den wachsamen Augen der Wasserwacht: James Atkinson, Vorsitzender der Wasserwacht Neufahrn, und Sabrina Rasp, stellvertretende Vorsitzende, passen mit ihren Kolleg*innen auf, dass den Badegästen nichts passiert

Vorstände der Wasserwacht James Atkinson und Sabrina Rasp geben Einblicke ins Ehrenamt

Starr, beinahe ausdruckslos, fixieren weit aufgerissene Augen das Ufer des Weihers. Tropfnass und wirr hängen die Haare im Gesicht, der Mund ist nur knapp über der Wasseroberfläche, immer wieder taucht der Kopf unter, die Bewegungen der Arme sind unkontrolliert. Ab jetzt zählt jede Sekunde. „Wilde Bewegungen oder Schreie nach Hilfe kommen eigentlich nie vor. Im Fachterminus der Wasserwacht sprechen wir vom Versinken“, erklärt Sabrina Rasp, stellvertretende Vorsitzende der Wasserwacht Neufahrn, die sicheren Anzeichen eines Menschen im Wasser, der sich in akuter Lebensgefahr befindet. Seit ein paar Jahren häufen sich die Meldungen von Menschen, die ertrinken. „Corona hat die Situation sicher verschärft. Typische „Kandidaten“ gibt es aber nicht. Es kann einfach jeder in Not geraten“, weiß James Atkinson, Vorsitzender der Wasserwacht Neufahrn, aus jahrelanger Erfahrung. „Bei Jugendlichen ist es eher der Übermut und das unsichere Schwimmen, bei Älteren spielen die Temperaturen von Luft und Wasser und gesundheitliche Risikofaktoren eine Rolle“, erläutert der 22-jährige Student der Rechtswissenschaften und Sanitäter: „Aber wir wissen seit Jahren, dass immer mehr Kinder und Jugendliche nicht frühzeitig schwimmen lernen“, bestätigt der Rettungsschwimmer.

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Je mehr schauen, desto sicherer ist es

Besonders an schönen Sommerwochenenden tummeln sich die Neufahrner quasi wie die Fische im Mühlsee: „Um alles gut überblicken zu können, ist mindestens einer von uns vorne am Steg, der beobachtet und ansprechbar ist“, so Sabrina Rasp. Die aktive Mithilfe durch Badefreunde ist ausdrücklich erwünscht, sagt die 33-jährige Wasserwachtlerin: „Die Leute können und sollen auf uns zukommen, wenn etwas unstimmig scheint. Hier gilt das Mehraugenprinzip.“ Außerdem zeigt sich die Wasserwacht mit ihrem Motorrettungsboot als Ansprechpartner und fährt Streife, vor allem in den schlecht einsehbaren Bereichen. Glücklicherweise passiert selten etwas, doch vor etwa zwei Wochen müssen die Einsatzkräfte eine Jugendliche von der „Badeinsel“ bergen: „Eine 17-Jährige hatte einen Schwindelanfall. Wir konnten sie mit dem Motorrettungsboot an Land bringen und untersuchen und das weitere Vorgehen mit den Eltern besprechen. Sie sind dann ins Krankenhaus gefahren“, erzählt Atkinson.

„Ich würde mich als sehr sichere Schwimmerin bezeichnen. Trotzdem gehe ich niemals alleine ins Wasser. Die Baderegel impfe ich meinen Kindern ein, denn in Not geraten auch die besten Schwimmer.“

Sabrina Rasp, stellvertretende Vorsitzende Wasserwacht Neufahrn

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Zwei Wasserwachtler helfen den Flutopfern in Westdeutschland

Die Wasserwacht, die Wasserrettungsorganisation des Deutschen Roten Kreuzes, bietet umfangreiche Betätigungsfelder für freiwilligen Helfer. „Unser Aufgabenspektrum hat sich in der Pandemie erneut vergrößert. Wir unterstützen ehrenamtlich Impfzentren und die Teststation Neufahrn“, verdeutlicht James Atkinson. „Außerdem helfen wir in Katastrophenfällen. Ganz aktuell sind zwei Mitglieder unserer Ortsgruppe, Dominic Giebert und Alex Anthuber, mit dem Hochwasserzug Oberbayern nach Westdeutschland ausgerückt und unterstützen die Hilfskräfte vor Ort.“ Inzwischen fordern Aufgaben und Umwelt übergreifendes Arbeiten, veranschaulicht Atkinson: „Allrounder sind gefragt. Daher bieten wir viele Ausbildungsmöglichkeiten. Nach dem Jugendtraining gibt es den Sanitätskurs, darauf baut der Wasserretter mit verschiedenen Lehrgängen auf, man kann den Motorbootführer oder Rettungstaucher oder Wachleiter machen, ein weiteres Feld ist der Naturschutz.“

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Vorsicht ist besser als Nachsicht

Einen Schwerpunkt der Arbeit allerdings sei die Prävention, sagt Atkinson: „Wir sind nicht nur da, um im Ernstfall einzugreifen, sondern um solche Situationen erst gar nicht entstehen zu lassen.“ Immer wieder appellieren die beiden Vorstände an die Eltern, ihren Kindern das Schwimmen möglichst früh beizubringen. „Schulen können das nicht leisten und eigentlich ist es Voraussetzung, damit Sportlehrer Training aufbauen können“, stellt Atkinson klar. Inzwischen sei aber die Nachfrage an entsprechenden Kursen in den Schwimmschulen sehr groß: „Die Wasserwacht unterstützt daher das Aqua Fun ehrenamtlich im August und führt einen Kurs für 12 Kindern durch. Das war mir ein großes Anliegen“, bekräftigt Rasp. Gemeinsam unterstreichen die Ehrenamtler, wie wichtig es sei, weiterzudenken. „Wenn Kinder, die heute nicht schwimmen lernen, in wenigen Jahren mit ihren Freunden an den Weiher gehen, dann kommen Situationen auf uns zu, für die wir uns bereits jetzt wappnen müssen.“

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Es kann jeden treffen

Auch die „guten, alten Baderegeln“, wie nicht überhitzt oder mit zu vollem, beziehungsweise leeren, Magen ins Wasser zu springen, scheinen viele Badefreunde keine besondere Aufmerksamkeit schenken zu wollen: „Aber die sind weder überflüssig noch spießig, sondern können lebensrettend sein“, klärt Rasp auf. „Wir in der Wasserwacht beachten sie ganz selbstverständlich, obwohl wir für manche Situationen besser geschult sind oder besser schwimmen können. Das garantiert aber keinesfalls, dass wir vor dem Fall X gefeit sind“, offenbart James Atkinson. Sabrina Rasp nickt: „Ich würde mich als sehr sichere Schwimmerin bezeichnen. Trotzdem gehe ich niemals alleine ins Wasser. Die Baderegel impfe ich meinen Kindern ein, denn in Not geraten auch die besten Schwimmer.“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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