Vorführung von Ernst Kellers Filmdokumentation „Bauerndorf am Scheideweg“
Wie (schnell) sich der Wandel der Zeit in der Veränderung von Ortsbildern, im Alltagsleben der Menschen und innerhalb der Geschichte vollzieht, hat der Fürholzer Heimatforscher in seiner Filmdokumentation „Fürholzen – Bauerndorf am Scheideweg“ festgehalten.
Auf Einladung des Bürgerforums Fürholzen e.V. wurde dieser Film, der vor rund zwei Jahrzehnten in Zusammenarbeit mit Filmtechniker Wilfried Winkelmeier entstanden bei freiem Eintritt am Freitag, 20. Oktober ab 19:30 Uhr im Gemeinschaftshaus Fürholzen gezeigt – und stieß auf sehr großes Interesse bei den Fürholzern und den Bewohnern umliegender Ortschaften. Ein herzliches Dankeschön entrichtete Angela Königstein, Vorsitzende des Bürgerforums, an die beiden Filmemacher und überreichte bei ihrer Begrüßung eine süße Aufmerksamkeit.
Die Zuschauer konnten knappe zwei Stunden eintauchen in die Vergangenheit ihres Ortes, dessen Siedlungsgeschichte bis in prähistorische Zeiten mit Kelten und Römern zurückreicht, letzteres durch zahlreiche Bodenfunde wie Münzen belegt. Deutlich wird, dass die so genannten „guten alten Zeiten“ es so gut mit den Bewohnern des kleinen Bauerndorfes Fürholzen wohl nicht meinten, weder in Friedens- und schon gar nicht in Kriegszeiten. Auch Natur- und sonstige Katastrophen – von der verheerenden Überschwemmung bis zum Hofbrand prägten die Orts- und Familiengeschichten.
Festgehalten hat Keller vor allen Dingen den in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts einsetzenden Strukturwandel – vom schleichenden Höfe- bis zum Wirtshaussterben, der das Gesicht der Gemeinde – und die Geschicke der Menschen stark verändert hat. Im Film werden der Zerfall und der Abbruch alter Häuser und die Errichtung neuer Wohngebiete wiedergegeben, eine tiefgreifende Veränderung vom Bauernland zum Bauland. Der Zuschauer ist stets mittendrin, bei der „Pediküre“ einer Kuh, einer Hofschlachtung, bei der Heuernte oder auch beim Feiern in der schon vor Jahrzehnten aufgegebenen Dorfwirtschaft „Am Maibaum“. Zwar sind etliche der damals schon älteren Ortsbewohner, die ohne Inszenierung mit der Kamera eingefangen und von Keller interviewt worden sind, nicht mehr am Leben. Für den einen oder anderen „Darsteller“, vor 20 Jahren noch im Kindesalter, gibt es im Film allerdings auch ein unverhofftes Wiedersehen – mit einem jüngeren „Ich“.
Besonders wichtig war es Ernst Keller, lokale Persönlichkeiten und ihre Lebensumstände authentisch abzubilden, im Stall, auf dem Acker, in der Werkstatt, der guten Stube oder auch im Biergarten. Und so besteht ein wertvoller Bestandteil des Films in Aufnahmen aus dem Leben dieser so genannten Originale, „die früher jedes Dorf bereicherten, und heute nahezu ausgestorben sind“, wie Keller mit Bedauern anmerkt. Der Film ist ein wertvolles Dokument, um die Erinnerung an die Vergangenheit und das lebendige Miteinander, den bäuerlichen Alltag vergangener Jahrzehnte (im Gedächtnis) zu bewahren.
Für Sie berichtete Ulrike Wilms.
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