Drei Engel für die Franziskuskirche. Jugendliche Helfer bringen sich begeistert beim Kinderbibelwochenende ein.
Überall dort, wo es die strengen Hygienevorschriften zulassen, sitzen sie in der Franziskuskirche zusammen, diskutieren, arbeiten – vor allem aber lachen sie, sind ausgelassen und fröhlich. Nach knapp zwei Jahren Pandemie ergibt das ein schönes Bild. Die Jugendlichen sind zwischen 15 und Anfang 20 Jahre alt und unterstützen als „Helfende Hände“ das Kinderbibelwochenende (Kibiwe) in der Franziskuskirche. Im Team ist auch Shalom D´ Almeida. Der 21-Jährige stammt aus Togo und spricht, nach nur zwei Jahren in Deutschland, auffällig gut Deutsch. Er fühlt sich spürbar wohl inmitten der Gemeinschaft: „Ich bin ganz zufällig zur Gruppe gestoßen“, sagt Shalom. „Frau Brandl-Bommer sah mich auf der Straße gehen und hat mich gefragt, ob ich in einem Theaterstück mitspielen will und ich habe geantwortet: Kein Problem!“
Enthusiastische Jugend
So einfach kann es laufen! Wer Christina Brandl-Bommer kennt, weiß, wie engagiert die Pastoralreferentin das Kibiwe seit 20 Jahren umsetzt und dabei immer wieder ungewöhnliche Wege geht: „Wir haben noch jemanden gebraucht, da fiel mein Blick auf Shalom“, meint Christina Brandl-Bommer lachend, bevor sich ihr Gesichtsausdruck verändert. Sehr erst macht sie deutlich: „Gerade jetzt in der Pandemie ist so eine Veranstaltung extrem wichtig. Für viele fühlt sich draußen sehr trist an. Sie fühlen sich einsam, umso bedeutender, dass wir das Kibiwe, mit ganz großer Vorsicht und Einhaltung der Hygienemaßnahmen, als besonderes Erlebnis anbieten konnten.“ Das ökumenische Kinderbibelwochenende ist aus Sicht der Pastoralreferentin eine große Chance „für ganz viele Kinder, junge und mittelalterliche Menschen“ zusammenzukommen, dabei Begeisterung und Zusammengehörigkeitsgefühl zu erleben. Ein prägendes Erlebnis sei dabei auch, sich mit wichtigem Inhalt auseinanderzusetzen, betont die Pastoralreferentin: „Wir waren total gespannt, wer beim ersten Mitarbeitertreffen kommen würde. Dann kamen 40, 45 Jugendliche. Ihnen war es wirklich wichtig, als Mitarbeiter dabei sein zu können. Sie waren spürbar dankbar, wieder miteinander etwas Kreatives gestalten zu dürfen.“
Rund um die entspannte Hygienebeauftrage Marita Schumacher (Mitte sitzend mit Fahne) fühlen sich die „Helfenden Hände“ wohl. Gertrud Ritter-Bille (re. stehend) sorgt für die nötige Disziplin beim Theaterspiel.
Strenge Auflagen
Auch Marita Schumacher ist mit vollem Elan, Freundlichkeit und Gelassenheit dabei, obwohl sie sich als Hygienebeauftragte um das leidige Thema „Einhaltung der Vorschriften“ kümmern muss: „Es hatten sich 160 Kinder angemeldet, durch Corona sind es schlussendlich etwa 120 vom Kindergartenalter bis etwa zur siebten Klasse, alle in strikt getrennten Gruppen.“ Die Koordination erfordert einen enormen Mehraufwand, erläutert die examinierte Krankenschwester und leidenschaftliche Sängerin in der Kibiwe-Band: „Unsere „Helfenden Hände“ geben alles nur vor den Gruppen ab und übernehmen den Informationsdienst. Jeweils zwei sind in Hygiene eingewiesen und dürfen Essen bringen. Sie mussten unterschreiben, was sie alles zu beachten haben, beispielsweise dürfen sie kein Handy oder Schmuck tragen.“ Doch nicht nur die Versorgung aller Kinder bedeutet in der Pandemie eine Herausforderung für die Organisation: „Wir mussten die rund 20 Schauspieler in Teams aufteilen. Jeweils andere Schauspieler spielen die drei Szenen.
„Gerade jetzt in der Pandemie ist so eine Veranstaltung extrem wichtig. Für viele fühlt sich draußen sehr trist an. Sie fühlen sich einsam, umso bedeutender, dass wir das Kibiwe, mit ganz großer Vorsicht und Einhaltung der Hygienemaßnahmen, als besonderes Erlebnis anbieten konnten.“
Christina Brandl-Brommer, Pastoralreferentin, zum 21. Mal verantwortlich für die Kiwibe
Bedeutsamer Inhalt
Shalom ist einer der Darsteller in dem Stück, das Gertrud Ritter-Bille, Religionslehrerin an den Grundschulen Fürholzer Weg und Jahnweg, extra für den Anlass konzipiert. Zufalls-Schauspieltalent Shalom fasst den Inhalt zusammen: „Es geht um die Rassentrennung in den USA in den 60er Jahren. Rosa Parks, eine dunkelhäutige Frau, wurde damals verhaftet, weil sie sich geweigert hat, ihren Platz für einen Weißen freizumachen.“ Gertrud Ritter-Bille nickt und führt aus: „An dem Wochenende geht es um Raphael, Gabriel und Michael, der gegen einen Drachen kämpft. Wir haben uns überlegt, was es bedeutet, wenn Michael gegen den Drachen kämpft.“ Die Essenz, den Kampf gegen Ungerechtigkeiten, verarbeitet die Lehrerin in einem Stück über die historisch bedeutsame Aktion, die zum Busboykott in Montgomery (Alabama) führt, der den Anfang der schwarzen Bürgerbewegung in den USA markiert. „Wir wollten ohnehin schon lange die Geschichte von Martin Luther King spielen“, so Ritter-Bille.
Wie früher
Trotz aller Hürden fällt Christina Brandl-Bommers Kibiwe-Resümee sehr positiv aus: „Wir hatten das tolle Theaterstück, großartige Musik unter der musikalischen Leitung von Sopranistin und Diplom-Musiklehrerin Manuela Dill und unsere Bemos.“ Die Abkürzung steht für Bewegungsmotivation, die junge Mädchen, meist rekrutiert aus früheren Kiwibes, übernehmen: „Sie machen entsprechende Bewegungen zum Text der Lieder, da kommt dann etwas ganz anderes rüber“, erklärt die Pastoralreferentin und drückt aus, was wohl den meisten durch den Kopf geht: „Heute hatten wir hier eine Atmosphäre mit den Kindern und Jugendlichen „like in former times“ – wie früher!“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.
Sie haben eine Frage oder eine Meinung zum Thema? Verfassen Sie gerne einen Kommentar!
Bitte beachten Sie unsere geltenden Kommentar Richtlinien, mit dem Abschicken Ihres Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden.