Die Antonius-Kapelle – Zeichen des Widerstands gegen den Flughafenbau – Ökumenische Andacht und Zeitzeugengespräch

Vor dem Pfarrzentrum St. Franziskus steht eine kleine Kapelle, deren ursprünglicher Standort ganz woanders war. 1973 wurde sie mitten auf dem Grundstück aufgestellt, das für den Bau der südlichen Startbahn des neuen Flughafens vorgesehen war. Gesegnet wurde die Kapelle damals von Pfarrer Otto Steinberger und sie war in den folgenden Jahren nicht nur das Ziel zahlreicher Wallfahrten, sondern auch Sammelpunkt von Protestdemonstrationen.
Irgendwann musste die Antonius-Kapelle dann doch den Baggern weichen, sie fand ihre neue Heimat in Neufahrn, wo sie seit 1988 vor dem Franziskussaal steht. Zur Erinnerung an den Bau des Kirchleins und den Widerstand der Bevölkerung gegen den Flughafenbau lud der Heimat- und Geschichtsverein am 14. September zu einer ökumenischen Andacht vor der Kapelle ein, die von zwei Kämpfern der ersten Stunde gehalten wurde, dem katholischen Pfarrer Otto Steinberger und Ralf Guggenmoos, damals Pfarrer der evangelischen Gemeinde. In einer beeindruckenden Predigt rief Pfarrer Guggenmoos dazu auf, innezuhalten, sich zu erinnern und denen zu danken, die vor 50 Jahren die Weitsicht und den Mut hatten, sich gegen den Flughafenbau aufzulehnen.

Bereits bei der Andacht waren viele Besucher anwesend und so war es dann auch beim anschließenden Zeitzeugengespräch, zu dem sich rund 100 Teilnehmer im Gasthof Maisberger einfanden. Gesprächspartner von Ernest Lang, der den Abend moderierte, waren die beiden Pfarrer Otto Steinberger und Ralf Guggenmoos, Christian Magerl vom Bund Naturschutz und Anton Steinberger. Der Kreis erweiterte sich im Laufe des Abends mit Hartmut Binner, jahrelang Sprecher der Bürgerinitiative gegen die 3. Startbahn, und Herbert Knur, ehemaliger Bürgermeister von Berglern und Mitglied der Fluglärmkommission.
In ihrem lebendigen Austausch blickten sie zurück auf Demos, Diskussionen, Ergebnisse und Niederlagen, aber auch auf manche heitere Begebenheit. So erzählte Anton Steinberger nicht nur von der Frauen- und Kinderdemo und den Demonstrationen am Königsplatz und am damaligen Flughafen Riem, sondern auch darüber, dass der Protest zwischendurch auch mal deutlich machte, dass der Flughafenbau zum Himmel stinkt, als nämlich eine Fuhre Mist vor der Staatskanzlei in München abgeladen wurde. Wichtig war jedoch, und dies bestätigten auch die anderen Gesprächspartner, „dass trotz viel vorhandener Wut immer das Ziel war, dass alles friedfertig bleibt.“
Viel zu erzählen hatten vor allem Ralf Guggenmoos, Neufahrner Ehrenbürger, und Christian Magerl vom Bund Naturschutz. Beide betonten zudem die Rolle von Käthe Winkelmann, der ersten weiblichen Bürgermeisterin Bayerns, die sich stark in der Flughafenabwehr engagiert und dabei sehr viel Mut bewiesen hatte.

Gefragt, wie sie es geschafft haben, mit den Belastungen, aber auch den Repressalien fertig zu werden, denen sie in dieser Zeit immer wieder ausgesetzt waren, antwortet Christian Magerl: „Ich habe gekämpft für ‚mein‘ Moos‘, geholfen hat mir, dass ich immer wieder raus in die Natur bin.“ Und Ralf Guggenmoos erinnert sich: „Ich war kein Einzelkämpfer, das wäre nicht gutgegangen. Mich haben viele unterstützt, darunter auch meine Familie.“
Der Flughafen wurde zwar gebaut, doch die Proteste waren nicht vergeblich. Die ursprünglich geplanten vier Startbahnen wurden noch vor dem Bau auf drei reduziert. Zwei wurden gebaut und dass die dritte realisiert wird, daran glaubt niemand mehr. „Ein Erfolg, auf den wir sehr stolz sein können!“ so Christian Magerl.

Beendet ist der Kampf allerdings nach wie vor nicht, doch jetzt geht es um andere Inhalte. Professor Dr. Gerhard Müller-Starck, Vorstand des Bürgervereins Freising, informierte am Ende des Abends noch kurz über die Feinstaubproblematik, ein Thema, das seit einiger Zeit im Fokus steht. Nach wie vor gilt jedoch auch hier: „Wir kämpfen für die Gesundheit der Menschen!“