Ganz schön frisch, wenn man in Bikini oder Badehose an Neujahr auf dem Steg steht und wartet, bis man an der Reihe ist.
85 Mutige beginnen das neue Jahr mit einem Sprung in den See
Wind: kalt und böig, Lufttemperatur: erträglich, Wassertemperatur: 7 Grad Celsius – eigentlich nicht unbedingt Badewetter. Oder doch? Rund 85 Personen waren der Ansicht, dass man bei diesem Wetter durchaus in die Fluten des Mühlsees springen kann, zumindest am 1. Januar.
Es ist schon seit mehr als 40 Jahren Tradition, dass am Neujahrstag in Neufahrn die Badesaison eröffnet wird, egal wie das Wetter ist. Nur zweimal – 2021 und 2022 – musste wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt werden. Es begann vor mehr als 40 Jahren, damals waren lediglich zwei Schwimmer im Wasser und fünf Zuschauer am Ufer und es ging um eine Wette, die der Wasserwacht das Geld für neue Tauschanzüge einbringen sollte. Heute ist es eine beliebte Veranstaltung am Jahresanfang, bei der Hunderte von Zuschauerinnen und Zuschauern das Ufer säumen. Anders als in den vergangenen Jahren war heuer allerdings, dass der See so voll war wie noch selten, die besten Plätze in vorderster Reihe waren im Wasser versunken und man musste gut aufpassen, um nicht unfreiwillig ebenfalls im Nassen zu landen.
Für 85 Mutige beginnt das neue Jahr mit einem Sprung in den Mühlsee.
Traditionsgemäß eröffnet Bürgermeister Franz Heilmeier das Neujahrsschwimmen, gemeinsam mit Sabrina Rasp (stellv. Vorsitzende) und Annika Voigt (stellv. Technische Leitung), beide von der Wasserwacht. Zwei Rettungstaucher sind bereit, sofort zu reagieren, falls Hilfe nötig sein sollte. Die Voraussetzungen beim Teilnehmerfeld sind unterschiedlich, es geht von „ich probier’s heuer mal aus“ bis zu „ich bin schon viele Jahre dabei“. Der jüngste Teilnehmer war sechs Jahre alt, er hatte sicherheitshalber sein Schwimmbrett dabei. Die Bandbreite der Bekleidung lag zwischen Bikini und Neoprenanzug. Auch die Methoden, um ins Wasser zu kommen, sind vielfältig, manche gingen langsam und vorsichtig direkt vom Ufer aus in den See, andere ließen sich im Sitzen vom Steg ins Wasser gleiten, die meisten aber nahmen Anlauf und sprangen mit Schwung ins Wasser, einzeln, Hand in Hand oder im Pulk, mit den Füßen zuerst, kopfüber oder gar mit einem Salto. Jeder Sprung, egal wie er ausfiel, wurde von dem gutgelaunten Publikum mit viel Beifall bedacht.
Organisiert wurde die Veranstaltung auch heuer wieder von den Mitgliedern der Wasserwacht Neufahrn. Viele freiwillige Helferinnen und Helfer sorgten für einen ordnungsgemäßen und vor allem sicheren Ablauf. Für alle Schwimmerinnen und Schwimmer stand nach dem Abtrocknen und Anziehen sogar heißes Chili zum Aufwärmen bereit. Auch für das leibliche Wohl des Publikums war gesorgt, es gab Punsch und Glühwein, dazu Bratwurstsemmeln. Der Erlös wird wie immer für Anschaffungen der Wasserwacht verwendet.
Was treibt diese Mutigen an, bei Winterkälte in den See zu hüpfen? „Es ist kalt, aber dann entsteht von innen heraus ein herrliches Wärmegefühl“ berichtet eine Schwimmerin. „Tradition, ein tolles Gemeinschafts-Erlebnis“ sagen zwei junge Männer. „Ein Frische-Kick“ nennt es eine junge Frau. Und eine weitere empfiehlt den Sprung ins kalte Wasser am Neujahrsmorgen wohl aus einer ganz aktuellen Erfahrung: „Wenn du noch nicht ganz wach warst, dann bist du’s danach ganz bestimmt!“
Hunderte von Zuschauern lassen sich das „Anbaden“ am Mühlsee nicht entgehen.
Für Sie berichtete Maria Schultz.